In Afghanistan fehlt es an Arbeitsplätzen. Ein Vierteljahrhundert Krieg und Bürgerkrieg hat tiefe Spuren hinterlassen. Für viele traditionelle Handwerke fehlen Ausbilder. Die Jugend, die nichts gelernt hat und jetzt keine Ausbilder vorfindet, findet kein Auskommen und treibt sich oft auf der Straße umher. Eine Jugend ohne große Perspektiven wächst heran. Die Folgen für die einzelnen Menschen, für die Gesellschaft sind absehbar. Die Zahl psychischer Erkrankungen in allen Altersgruppen wächst an. Oft sind Kriminalität oder Flucht nach Europa der einzige Ausweg.
In unserem kleinen Rahmen versuchen wir gegenzusteuern. In Zusammenarbeit mit der australischen NGO Afghan Australian Development Organisation (AADO) wurde eine Ausbildungsschreinerei gegründet, in der erfahrene Schreinermeister Jungen von der Straße, die Interesse und Talent haben, zum Schreiner ausbilden. Der Beruf bietet vielfältige Chancen, da sehr viel gebaut (Fenster,Türen) und neu eingerichtet (Möbel) wird. Die Ausbildung erfolgt meist halbtags, damit die Jungen noch Gelegenheit zum nötigen und erwünschten Schulbesuch haben.
Inzwischen haben zahlreiche Jungen die Werkzeuge kennen gelernt, sind mit den Messtechniken vertraut gemacht worden, haben Grundfertigkeiten der Holzbearbeitung erlernt und können mit den Maschinen umgehen. Die ersten Werkstücke sind entstanden und auch verkauft worden. Die berufliche Basis ist gelegt, die Jungen sind weg von der Straße, fallen ihren Eltern nicht zur Last. Diejenigen, die nach ihrer Ausbildung in der „Afghan-German“ Schreinerei (so nennen sie ihren Ausbildungsbetrieb) entlassen wurden, haben in anderen Schreinereibetrieben eine Arbeit gefunden. Wenn man mit ihnen spricht, stellt man fest, dass sie von der Initiative aus Deutschland sehr profitiert haben: sie sind dankbare, engagierte junge Leute, die eine Lebensperspektive durch uns bekommen haben.
AADO führt das Projekt fort.