Karez Soltan

Im Februar war die DAI zur folgenden Presseerklärung genötigt:

Deutsch-Afghanische Initiative verurteilt die NATO-Bombardierung der Nomaden von Karez Soltan bei Herat (Afghanistan)

Am Donnerstag, den 19.02.2008, erhielt die DAI von ihrem Vertreter für Afghansitan aus Herat per e-mail die Nachricht, dass die Nomadensiedlung Karez Soltan bei Herat von der NATO bombardiert worden sei. Dabei seien 13 Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, getötet worden. Die Meldung wurde offiziell bestätigt (tagesschau.de vom 24.02.09, focus.de vom 21.02.09, 17h14).

Die DAI in Freiburg war durch die Ereignisse besonders betroffen, da es sich bei Karez Soltan um eine Nomadensiedlung handelt, für die im Herbst 2007 im Zuge einer Hilfsaktion Ziegen gekauft und an Nomadenwitwen verteilt worden waren, und wo außerdem während der großen Kältewelle im Winter 2008 durch Lebensmittellieferungen, die von Caritas international ermöglicht waren, das Überleben der Bevölkerung sicher gestellt wurde.

 Die von unserem Vertreter vorgenommenen Ermittlungen ergaben, dass aus Karez Soltan 5 Jungen und Männer während des Luftangriffs getötet wurden, außerdem 3 Frauen und 5 Mädchen bzw. Kleinkinder. Ferner kamen 2 Männer aus Herat um, sowie 1 Bewaffneter. Diese 3 werden offenbar von den Amerikanern als Taliban bezeichnet. Unter Umständen hatten sie in der Siedlung um Übernachtung nachgesucht, was bekanntlich bei Nomaden niemandem abgeschlagen wird. Die Nomaden haben bei der Aktion 280 Schafe, 15 Kamele und 60 Esel verloren, also einen Großteil ihrer Existenzgrundlage.

 

Die DAI versuchte, in einem ersten Schritt eine Soforthilfe zu leisten, nachdem von anderer Seite  keinerlei Hilfe geleistet worden war.
Ein solches sinnloses Gemetzel unter der Zivilbevölkerung und die Vernichtung ihrer Tiere stellte die Existenz der Nomaden mitten im ohnehin harten Winter in Frage. Es konterkariert alles Bemühen um Entwicklung und Aufbau und gibt die Arbeit einer Hilfsorganisation wie der unseren der Lächerlichkeit preis. Eine spätere geringe Entschädigung kann den entstandenen Schaden nicht ausgleichen.

Die DAI hat daraufhin den Bewohnern von Karez Soltan ermöglicht, einen kleinen Damm zu bauen, mit dem die Wasserversorgung der Siedlung verbessert bzw. gesichert werden konnte. Außerdem wurde ein dringend benötigtes Gemeinschaftshaus eingerichtet.