Neubau der Friedensschule Balaghel

Das Gebäude der früheren Schule lag in Trümmern. Auf dem großen Gelände hatten sich drei Kommandanten Häuser gebaut. Die Schule war in ein Provisorium ausgewichen. Es war ein privater Rohbau ohne Fenster und Türen. Die Treppen waren ohne Geländer. Wind und Staub hatten ungehindert Zugang. Auch der Hof diente als Unterrichtsraum.

Wieder eine Zeltstadt

Da der Besitzer sein Haus wieder beanspruchte, bestand die Gefahr, dass die Schüler in Zelte umsiedeln mussten. Unterricht musste in Afghanistan 2002 an vielen Plätzen auf freiem Feld oder in Zelten gehalten werden.

Die Zustände in der Bauruine waren unzumutbar
Schule Balaghel3

Nicht nur dass Wind und Staub ungehindert Zugang hatten, sondern aus Raummangel waren viele Klassen auch übervoll mit bis zu 70 Schülern. Sogar in fast lichtlosen Kellerräumen wurde unterrichtet.

Als  die Zustände in dieser Schule in Ettenheim (Bildungszentrum und Gymnasium) mit Lichtbildern gezeigt wurden, entschlossen sich die SchülerInnen dieser Schulen,  für den Bau der Balaghelschule selbst aktiv zu werden, aber auch über den Landesschülerbeirat andere Schulen zur Mithilfe zu gewinnen. Durch eine im Einzelnen kaum zu beschreibende Aktionswelle haben zahlreiche Schulen, oft in Zusammenarbeit mit der Bevölkerung dazu beigetragen, dass tatsächlich ein ganzer Schulbau finanziert werden konnte.  In Markdorf am Bodensee ließ sich regelrecht die gesamte Stadt zu einer Spendenwelle begeistern.

Bewundernswert war vor allem, dass die ursprünglich initiativen Ettenheimer SchülerInnen nie aufgaben und tatsächlich mit ihrem früheren Verbindungslehrer Grässlin zusammen viele weitere Schulen gewinnen konnten.

An dem Projekt waren folgende Schulen beteiligt:

  • August-Ruf-Bildungszentrum Ettenheim
  • Gymnasium Ettenheim
  • Lessing-RS Freiburg
  • Tuniberg-GS/HS Freiburg-Opfingen
  • Bildungszentrum Markdorf am Bodensee
  • Förderkreis des Deutsch-Französ. Gymnasiums in Freiburg
  • Konstanzer Schülerparlament
  • Stefan-Zweig-RS Endingen
  • Ludwig-Uhland-RS Tuttlingen
  • 1 Klasse des St.Ursula-Gymnasiums Freiburg
  • RS Oberndorf

 

Im April 2005 fand die feierliche Einweihung des ersten Teils der Schule statt. Wenigstens ein Teil der Schüler, vor allem die Kleinen konnten in festen und geschützten Räumen unterrichtet werden. Selbstverständlich musste weiter in mehreren Schichten unterrichtet werden. Die Klassengröße entsprach allenfalls in den Oberklassen deutschen Verhältnissen. Aber es waren endlich zumutbare Verhältnisse für junge Menschen entstanden. Auch Mädchen sollten, wie die DAI versprochen hatte, demnächst bis zum Abitur die Schule besuchen dürfen.

Mit Hilfe von MISEREOR konnte ein zweites Gebäude gebaut und im Frühjahr 2008 eingeweiht werden. Geflieste Toiletten wurden gebaut, ein Schutzwall gegen das bei Regen vom Berg abrutschende Geröll schützt die Gebäude. Im Laufe der Jahre erfolgten ständige Erweiterungen. Ein kleines Sportgelände entstand, durch eine dringend erforderliche Mauer wurde das Schulgelände nach außen geschützt.  Die französische NGO AFRANE errichtete inzwischen eigene kleine Gebäude für eine Bibliothek und die Naturwissenschaften, so dass die beiden Hauptgebäude entlastet werden konnten. Inzwischen entsteht, von einem afghanischen Ministerium finanziert, ein weiteres Gebäude.

Obwohl die Jungenoberstufe aus Platzmangel inzwischen einer anderen Schule zugeordnet wurde, besuchen über 3600 Schülerinnen und Schüler die Schule. Zum Schuljahresbeginn 2015 traten 450 Erstklässler in die Schule ein. Klassenstärken bis zu 60 sind nicht zu vermeiden. Auch die Außenbereiche vor den Gebäuden müssen für den Unterricht herhalten, auch Zelte sind wieder nötig. Es muss in mindestens 3 Schichten unterrichtet werden.

Alle Maßnahmen werden durch die Lessing-Realschule Freiburg, die auch Schülerpatenschaften übernommen hat, tatkräftig unterstützt.

August 2023

Trotz der Machtübernahme durch die Taliban hält die DAI weiter an ihrer langjährigen Unterstützung der Schulen in der Provinz Parwan fest. Die Veränderungen sind jedoch bedeutend – vor allem für Mädchen, die nun nur bis zur sechsten Klasse zur Schule gehen dürfen. Parallel dazu hat sich die finanzielle Lage der Schulen weiter verschlechtert, da von den Schulbehörden kaum noch Unterstützung kommt. Bemerkenswerterweise hat der Lehrplan bisher überraschend wenige Anpassungen erfahren, er ist trotz des politischen Wandels im Wesentlichen unverändert geblieben (Link zu Stundenplänen der Klassen 7 bis 12).

Ein inspirierendes Beispiel für den Widerstand der Schulen gegen diese schwierigen Bedingungen ist die Mädchenschule in Balaghel. Dort wurde ein Raum namens "Ort der Freundlichkeit" geschaffen. Angesichts von Armut und Mangel an grundlegenden Materialien wie Stiften und Heften haben engagierte Lehrerinnen diesen Raum ins Leben gerufen. Jede von ihnen leistete einen Beitrag, sei es in Form von Kopftüchern, Heften oder Stiften. Auf diese Weise erhielten bedürftige Schülerinnen die notwendige Unterstützung, um am Unterricht teilnehmen zu können.

Dank der Unterstützung der Partnerschulen in Deutschland übernimmt die DAI eine wichtige Rolle in der Förderung der Schulen. Dies geschieht durch Schülerpatenschaften, die es benachteiligten Schülerinnen und Schülern aus finanziell schwierigen Verhältnissen ermöglichen, monatliche Unterstützung zu erhalten. Zusätzlich dazu stellt die DAI den Schulen regelmäßig essenzielle Materialien wie Toilettenpapier, Kopierpapier, Textmarker und Reinigungsutensilien zur Verfügung.

Einige aktuelle Bilder aus den Schulen in Balaghel (August 2023):

Aktuelle Informationen zur Anzahl der Schüler/Schülerinnen und Lehrer finden Sie hier.